Mumpf, der Troll
Mumpf, der Troll

Mumpf, der Troll

Mumpf, der Troll ist für mich so real, dass ich traurig war, als ich die Geschichte zu Ende geschrieben hatte. Es war, als  müsste ich jemanden, den ich gern habe gehen lassen. Ich werde, wenn ich kann, Mumpf und seine Freunde noch weitere Abenteuer erleben lassen.

Mumpf, der Troll

Mumpf, der Troll

Der Wald

Abends, wenn die Kinder zu Bett gehen, wird es stiller bei den Menschen, doch im Wald bei den wilden Tieren wird es lebendig.

Der alte Dachs hat den Tag tief unter dem Boden in einem seiner Wohnkessel verschlafen, er erwacht, kommt aus seinem Bau heraus und blickt sich um. Die Abendsonne ist bereits untergegangen, nur noch ein rötlicher Schimmer hinter den Bäumen leuchtet schwach am Himmel. Im Wald beginnt die Zeit der Dunkelheit. Der alte Dachs schnäuzt sich, läuft ein paar Schritte weiter, kratzt sich hinterm Ohr und wackelt dann gemächlich wie ein alter Mann zu seinem Lieblingsplatz. Dort sitzt er nun und sieht zu, wie die Tiere ringumher aufwachen und aus ihren Verstecken kommen.

Ein Stück weiter unten, bei den Tannen, hat eine Fuchsmutter einen Teil des weitläufigen Netzes von unterirdischen Gängen und Wohnkesseln der Dachsfamilie bezogen. Die Dachsfamilie überlässt Teile ihres unterirdischen Reiches auch anderen Tieren. Sie sind großzügig, denn sie besitzen ein unterirdisches Dorf. Der Eingang zum Untermieter Fuchsfamilie liegt unter der Wurzel eines abgestorbenen Baumes. Die Fuchskinder kommen eines nach dem anderen heraus und beginnen ausgelassen zu spielen. Sie bellen mit ihren hohen Kinderstimmen, raufen miteinander und rollen kämpfend über die Blätter am Boden.

Über dem Dachs in einer Baumkrone erwacht ein kleines Steinkäuzchen. Es ist nur 20 cm groß und durch sein braun weiß geschecktes Gefieder kaum zu erkennen. Etwas weiter entfernt, beginnen die Waldkauze zu rufen: „Kiwitt, kiwitt“ und „Huuu, huhuhuhuuuuu“ tönen ihre melodiösen Stimmen laut durch den dunklen Wald.

Dann knackt im Gebüsch und ein stolzer Rehbock tritt heraus. Er hebt seinen Kopf und stößt ein heiseres Bellen aus.

Das Nachtkonzert hat begonnen.

Jetzt sind keine Menschen mehr im Wald unterwegs, er gehört nun wieder den Tieren allein.

Und der Wald verändert sich, was man am Tag nicht sehen kann, erwacht in der Nacht zum Leben. Die Luft ist nun so dunkel, dass die Stämme der Bäume nur noch als schwarze Säulen zu erkennen sind und der Nachtwind erhebt sich, er streift durchs Gelände.

Ein Stück weiter oben am Berghang steht ein großes Felsmassiv.  Mächtig ragen die Wände aus grauem Stein aus dem Wald, hoch hinauf über die Baumwipfel.

Die Umrisse sind erkennbar als dunkle Schatten vor dem Himmel, an dem sich zaghaft die ersten Sterne zeigen.

Und genau von dort hört man jetzt ein Rumpeln, ein Grollen, spürt es, wie ein dumpfes Rumpeln im Boden.  

Der Dachs richtet sich auf, seine Nackenhaare sträuben sich, denn er weiß: Jetzt wachen die Trolle auf.  

Bei diesem Felsen wohnen die hiesigen Trolle. So wie hier in diesem Wald gibt es sie jedoch auch an anderen Orten überall auf der Welt. Auf Inseln und in hohen Bergen, im Schnee und in der Wüste, sogar im Meer, aber das ist eine andere Geschichte und dort sehen sie auch anders aus. Alle Trolle haben die Farben der Felsen, in denen sie wohnen.

Wohnen sie in roten Felsen haben sie eine rote Farbe, in grauen Felsen sind die Trolle grau, im weißen Marmor sind sie weiß, das sind die schönsten und man sieht sie am besten in der Nacht.

Es gibt gestreifte Trolle, gefleckte Trolle, sogar blaue, aber die sind selten, denn blaue Felsen gibt es nur an ganz wenigen Orten.

Trolle werden sehr alt, manche leben schon seit hunderten von Jahren. Doch die Trolle sind immer nur nachts lebendig, denn wenn es hell wird, verwandeln sie sich in einen Stein. Deshalb gibt es nur sehr wenige Menschen, die schon einmal einen Troll gesehen haben. Die Tiere des Waldes aber kennen sie gut.

Unsere Geschichte ereignet sich in einem alten Wald, wo die Wurzeln der Bäume die Felsen umschließen wie eine Hand, die einen Apfel hält.  Wo kleine, silberne Bächlein am Tage über die Steine plätschern und nachts in der Dunkelheit murmeln. Wo große alte Tannen am Tage im Sonnenlicht glänzen und des Nachts wie alte Männer mit langen Bärten ihre Zweige im Wind rauschen lassen. Dort, wo der Wald noch alt und wild sein darf, tief in seinem Innern, dort gibt es sie noch, die geheimnisvollen Felsen der Trolle.

Die Trolle in unserer Geschichte sind grau, denn sie wohnen bei den Felsen aus grauem Granit. Sie haben ihre eigene Troll Sprache, die hört sich an wie ein tiefes Grollen. Doch sie verstehen auch die Sprache der Tiere und die Sprache der Menschen.  Allen Felsen in der Umgebung haben sie einen eigenen Namen gegeben.

Da gibt es zum Beispiel den Wildschweinfelsen. Der hat diesen Namen erhalten, weil es in ihm eine flache, lange Höhle gibt, in der die Wildschweine manchmal ihr Futter verstecken. Die Höhle liegt am Hang, man blickt von dort hinunter auf eine freie, runde Fläche. Dies ist der Platz, an dem sich die Wildschweine treffen.

Die Alten gehen auch zum Sterben an diesen Ort. Man kann Schädel und Knochen dort finden. Ringsherum wachsen hohe Brombeersträucher. Menschen sieht man so gut wie nie da.

Oder der Ofen. Dieser Felsen hat seinen Namen erhalten, weil er sich gegen den Süden erhebt. Er liegt groß und breit und mächtig in der Sonne. Dadurch werden seine Steine den ganzen Tag aufgeheizt und nachts strahlt er die Wärme ab wie ein Ofen. Deshalb wächst auf ihm auch Thymian und Wachholder. Die haben es gerne schön warm. Und sie duften auch nachts noch nach Sonne.

Ganz oben gibt es dort eine wunderschöne freie Fläche, wie eine Terrasse. Darauf wachsen Moose und Preiselbeeren, es blüht rotes Erika und wenn der Mond am Himmel steht, kann man sich auf das Moos legen wie auf ein warmes weiches Bett. In klaren Vollmondnächten erkennt man weit draußen in der Ebene den Fluss, der wie eine glänzende silberne Schlange in der Ebene liegt.

Im Nebel ist dieser Ort wie eine Insel in den Wolken.

Weiterhin gibt es noch den Geisterfelsen, darin ist auf halber Höhe eine besondere Höhle, gerade so groß, dass ein Mensch darin Platz findet. Darüber alte Zeichen in den Granit geritzt. An diesem Felsen treffen sich die Geister der Menschen aus den alten Zeiten. Für uns Menschen ist das unheimlich, aber für die Tiere des Waldes ist es normal.

Und so hat jeder Fels von den Trollen einen Namen bekommen, selbst die kleineren Formationen, die vielerorts im Wald zu finden sind.

Das Geheimnis von Mumpf

In diesem Wald also, bei diesen Felsen, ereignet sich unsere Geschichte.

Es ist Nacht. Der Wind rauscht in den Tannen, säuselt in den Birken, wird ruhiger, stiller, um dann plötzlich wieder mit ganzer Macht aufzuleben und brausend durch den Wald zu jagen.  Am Himmel erscheinen die ersten Sterne.

In ihrem schwachen Licht sind die Umrisse des Ofens zu erkennen. Es ist eine mondlose Nacht.

Hat sich da etwas im Felsen bewegt? Ein Knirschen ist zu hören, kleine Steinchen kullern klackernd den Hang hinunter. Ein großer Stein erhebt sich, er streckt sich und ruft mit tiefer, grollender Stimme: „Uuuaaahhh, ich habe Hunger!“

Aber ja, es ist kein Stein! Denn er hat Arme und Beine. Und einen dicken, runden Kopf. Der Stein mit Armen blickt um sich, mit gelben Augen!

Es ist natürlich kein Stein, eher ein lebendiger Fels oder anders gesagt: Ein Troll!

Genau gesagt ist es Trollvater Horko.

Er sieht sich um und erfasst mit strengem Blick die Umgebung.

Da bewegt sich noch ein Stück des Felsen, es dreht sich, es knirscht, zwei weitere gelbe Augen leuchten.

Die Trollmutter, Olka, erwacht. Sie steht auf und streckt sich, dann kratzt sie sich am Kopf. Moos rieselt aus ihren Haaren und fällt zu Boden.

„Wo haben sich die verflixten Kinder gestern Morgen wieder zum Schlafen hingelegt?“ überlegt sie laut und reibt sich dabei die Augen, dass es knirscht.  Suchend blickt sie sich um. Doch außer einer kleinen Waldmaus, die sich schnell in Sicherheit bringt, ist nichts zu sehen.

Nun muss man wissen, dass die Trolle in der Nacht vortrefflich sehen können.

Denn sie leben ja nur nachts. Das Tageslicht verwandelt sie in einen Stein. Deshalb mögen sie es am liebsten, wenn es richtig dunkel ist. Sogar den Mond empfinden sie als zu hell.  Sein Licht blendet sie so, wie wenn wir an hellen Sommertagen eine Sonnenbrille aufsetzen, weil das Sonnenlicht unsere Augen blendet. Sie haben nur leider keine Mondbrillen.

Da stehen sie nun also, Horka, der Vater und Olka, die Mutter und suchen die Umgebung mit den Augen ab. Eine tiefe Falte erscheint zwischen Horkas Augen. Er ist muffig, denn er ist ein echter Abendmuffel. Vielleicht liegt es auch daran, dass er schon beim Aufwachen immer gleich hungrig ist. Er redet nicht gern und darum auch nicht viel. Am liebsten kurz und bündig.

„Olka“, grollt er mufflig: „Heute müssen wir über die Menschen sprechen. Es wird Zeit!“ fügt er mit mahnend erhobenem dicken Trollzeigefinger hinzu. Daraufhin dreht er sich um und setzt sich mit schweren Schritten in Bewegung. Während er den Hang hinunterstapft, ruft er noch: „Und ich habe Hunger! Wir gehen mit den Kindern zum Bach hinunter, dort liegt ein morscher Baum, den essen wir zum Spätstück“. Und verschwindet dann einfach in der Dunkelheit.

Jetzt müsst ihr wissen, dass Trolle gerne altes, verrottetes Holz essen. Davon liegt immer etwas auf dem Waldboden herum. Wenn nichts herumliegt, dann brechen sie auch alte vertrocknete Bäume einfach ab und verspeisen diese wie eine Riesensalzstange. Wenn man also im Wald einen morschen Baum findet und ihn etwas genauer anschaut, kann es sein, dass man Spuren ihrer Zähne daran erkennt. Dort, wo sie ein Stück abgebissen haben. Aber das ist doch relativ selten, weil die Trolle ziemlich verfressen sind und meistens gleich den ganzen Baum essen. Und was bei uns Menschen das Frühstück ist, ist bei den Trollen das Spätstück.

Mutter Troll indessen steht noch allein am Schlafplatz und denkt: So viel hat Vater Troll schon seit langem nicht mehr am Stück geredet. Meistens ist er doch eher wortkarg. Offenbar liegt ihm etwas auf der Seele.

„Wo sind denn nur die Kinder wieder?“ überlegt sie dann laut und ruft in den dunklen Wald hinein:

„Harock! Larka! Mumpf!“

Keine Antwort.

Nur ein Reh springt erschrocken aus dem naheliegenden Gebüsch davon. Sogar der Wind scheint eingeschüchtert Pause zu machen.

Auch Trollkinder sind eben Langschläfer. Und weil sie beim Schlafen Steine sind, kann die Mutter sie im Geröllfeld unterhalb des Ofens nicht sehen.  Sie verliert so langsam die Geduld. Die Kinder verschlafen noch die halbe Nacht!

Da! Etwas hat sich zwischen den Steinen bewegt. Sie hört verhaltenes Kichern.  Euch wecke ich schon auf, denkt sie und tut so, als ob sie nichts gesehen hätte. Sie geht mit schweren Schritten zu der Stelle hin, an der sich etwas bewegt hat und tut so, als ob sie einfach darüber hinweg laufen wollte.

 „Aua!“ hört man da, und nochmal: „Aua!“

Zwei kleine gelbe Augenpaare leuchten auf. „Wir sind ja schon wach,“ beschwert sich Harock, der Trolljunge, schlaftrunken und gibt seiner Schwester Larka, die neben ihm liegt, einen Schubs, dass sie mit Gepolter den Hang hinunterkollert.

 „Euer Vater ist hungrig, er und ich gehen jetzt spätstücken,“ verkündet die Mutter den beiden Kindern. „Aber ihr beiden sucht zuerst euren Bruder und bringt ihn dann mit, wir treffen uns am Bach!“ Und mit diesem Befehl verschwindet auch sie unter den Bäumen. Man kann am Brechen der Zweige und am Geräusch kullernder Steinchen hören, wo sie den Hang hinunter stapft.

„Jetzt können wir beide wieder Mumpf suchen, immer das Gleiche,“ meckert Harock, setzt sich auf, nimmt einen Stein und zerquetscht ihn zu Sand. „Wer kann schon wissen, wo der sich heute wieder versteckt“.

„Vielleicht schläft er wieder auf einem Baum, ich glaube dort ist er am liebsten. In eine Höhle darf er ja nicht mehr gehen, dann bekommt er Ärger,“ überlegt Larka, das Trollmädchen laut. Und mit erhobenem Zeigefinger, wie eine Lehrerin, fügt sie hinzu: “Ich weiß, wo wir ihn suchen, wir gehen da lang!“ und zeigt den steilen Waldhang hinauf. Sie läuft los und Harock folgt ihr missmutig.

Nach einer Weile bleibt sie stehen, sucht mit ihren leuchtenden Augen die Tannen ab, die sich im Nachtwind wiegen und meint: „Auf jeden Fall wird er da oben schön in den Schlaf geschaukelt“.

Dann zuckt sie mit den Schultern, sieht Harock an und fragt:“ Wo sollen wir anfangen?“

Mufflig (auch Harock ist ein Abendmuffel, das hat er wohl von seinem Vater geerbt) und ohne auf ihre Frage einzugehen kickt er Steinchen weg und schimpft vor sich hin: „Ist ja peinlich, ein Troll auf einem Baum! Das dürfen wir keinem anderen Troll erzählen, sonst lachen sie uns alle aus. Außerdem hört Mumpf nie, wenn wir ihn rufen, da müssen wir wieder alle Bäume schütteln bis wir ihn finden. Das wird mir so langsam zu blöd“.

„Aber- wir können dabei die Eulen und die Eichhörnchen ärgern, das macht doch Spaß!“ versucht ihn seine Schwester aufzumuntern, während sie unschlüssig um sich blickt.

Sie klopfen an ein paar große Tannen und rufen: „Mumpf! Mumpf, wach auf!“

Doch nichts regt sich. Also gehen sie weiter den Hang hinauf.

Als sie oben an der Spitze des Ofens ankommen, gehen sie hinaus auf die ebene Fläche und stehen wie auf einer Terrasse unter dem Nachthimmel.

Alles ist ganz still. Der Wind hat sich wieder gelegt und nur das Moos knistert unter ihren Füssen.

Für einen Moment vergessen sie ihre Suche und blicken hinaus über das Land. Man sieht in der Ferne das Lichtermeer der im Tal liegenden Städte und Dörfer.

Es fühlt sich an, als ob man über der Welt schweben würde. Auch Harock wird ruhiger, durch den Anblick besänftigt und atmet durch.

Nebeneinander stehen die Trollkinder auf der Felsterrasse unter den Sternen. Larka greift Harocks Hand und sagt: „Wie schön ist es doch, hier zu leben. Ich möchte niemals irgendwo anders hin“.

„Ja, und ich wäre jetzt am liebsten eine Eule, dann würde ich hinaus über das Tal segeln“, antwortet Harock verträumt, doch dann runzelt er die Stirn und meint:“ Und dann würde ich Mumpf suchen, und wenn ich ihn entdeckt habe, würde ich mich aus der Luft herunterstürzen wie auf eine Maus und ihn vom Baum schubsen, ha!“ und dabei hopst er in die Luft und boxt mit der Faust gegen den Himmel.

„Du wärst aber eine dicke Eule, du würdest schon vorher vom Himmel fallen“, lacht Larka und springt schnell um einen Felsblock herum in Sicherheit. „Komm jetzt,“ ruft sie,“ den finden wir schon, weit kann er nicht mehr sein“.

Sie kreuzen einen Waldweg und stapfen weiter über Stock und Stein.

Schließlich bleibt Harock vor einer alten Eiche stehen, schaut hinauf ins Geäst und meint:

„Dieser Baum wäre groß genug als Schlafbaum. Hilf mir mal, Larka!“ kommandiert er und sie umfassen den Stamm gemeinsam so gut es geht.  Dann beginnen sie zu rütteln. Doch die Eiche wackelt kaum, weil sie so dick ist.

„Mumpf, bist du da oben?“ schreit Harock und beide versuchen im Dickicht der Blätter etwas zu erkennen, aber alles bleibt ruhig.

 „Mumpf! Wenn du da oben bist, dann wach` auf, wir haben Hunger und wollen spääätstücken!“ ruft Larka nach oben, während sie Ihre Hände zu einem Trichter formt.

„Hu, huhuhuhuuu, wollt ihr wohl aufhören mit eurem Geschrei!“ schimpft jemand aus der Baumkrone herunter. „Hier oben ist kein Mumpf. Ihr verjagt mir alle Mäuse!“ Eine große Eule sitzt oben und flattert empört mit ihren Flügeln.

„Tschuldigung!“ ruft Larka hinauf und grinst ihren Bruder schelmisch an. „Sollen wir nochmal schütteln?“ fragt sie.

Als nächstes kommen sie zu einem alten Vogelbeerbaum. Der ist nicht so dick und wackelt ganz schön, als die beiden daran rütteln. „Mumpf, wenn du da oben bist, aufwachen!“ rufen alle beide.

Aber es fallen ihnen nur die Vogelbeeren auf den Kopf.

„So weit weg war er noch nie, da hinten fängt der Menschenwald an. Los, wir kehren um und gehen da runter,“ kommandiert Harock und zeigt hangabwärts.  

Larka jedoch findet es schön, mal allein, ohne die Eltern weit durch den Wald zu streifen. Sie hört alles, was in der Nähe am Laufen, Krabbeln oder Fliegen ist. Es ist ein kleines Abenteuer. Sie sieht, wie das Brombeergestrüpp wackelt, es raschelt, es grunzt, quickt, eine Rotte Wildschweine kommt ihnen entgegen.

Die sind sehr beschäftigt damit, mit ihren Rüsseln den Boden aufzuwühlen.  Es sind sicher zwanzig Schweine, die älteste Sau heißt Mori, sie ist die Anführerin und geht voraus.

Sie und die Trolle kennen sich schon lange. Larka ruft ihr zu:“ Hallo, Mori, kannst du uns sagen, wo wir hinmüssen? Wir suchen Mumpf!“. Mori hebt den Rüssel aus der Erde und bleibt stehen. Sie schüttelt den Kopf, Erdklumpen fliegen davon in alle Richtungen. Dann beäugt sie die Trollkinder mit ihren kleinen, schlauen Äuglein, wackelt mit den Ohren, nickt und dreht sich in die Windrichtung. Breitbeinig und imposant richtet sie sich auf, schnüffelt in die Luft, geht ein paar Schritte, schnüffelt auf der Erde und grunzt dann: “ Da hinüber“, und dabei zeigt sie mit einem Ruck Ihrer Nase die Richtung,“ dort drüben schläft er und schnarcht vor sich hin“.

„Danke, Mori!“, ruft Larka und ist wieder einmal beeindruckt von den Sauen, die mit ihren Nasen im Wald `lesen` können. Auch Harock fasst neuen Mut, hackt sich erfreut bei Larka ein und zieht sie in die Richtung, die Mori mit ihrer Nase gewiesen hat. „So langsam könnte ich vor Hunger den halben Wald fressen“, sagt er und macht ordentlich Tempo.

Dann endlich, nach einem weiteren langen Stück Weges, finden sie Mumpf, ihren Bruder. Ein Eichhörnchen hat die beiden schon gehört, kommt am Stamm einer großen Tanne heruntergesaust und keckert so leise wie möglich: „Seid bitte leise, euer Bruder ist hier oben. Ich werde ihn für Euch wecken. Bitte nicht an meinen Baum schütteln, sonst wachen die Kinder auf!“ Es hat seine Wohnhöhle im Baum und die kleinen Eichhörnchen Kinder schlafen darin. Das Eichhörnchen selbst ist auch müde, es hat den ganzen Tag Nüsse gesammelt und sie im Waldboden versteckt als Wintervorrat.

Und nach diesen Worten dreht es sich um, läuft flink zwischen den dicken Ästen am Stamm hinauf, hält kurz an bei seiner Baumhöhle und lauscht nach den Kindern, saust dann weiter hoch, den Baum hinauf und fängt dort oben an, an einem grünlichen Klumpen zu rütteln. „Wach auf, du Schlafmütze, du musst jetzt runter von meinem Baum“ hört man es flüstern, während es weiter an dem Ding rüttelt.

Auf einmal kommt Leben in den Klumpen, man kann erkennen, dass sich das Ding bewegt und hört eine Stimme, die schlaftrunken murmelt: „Was, ist es schon so spät, ich will noch fünf Minuten schlafen“.

„Nein!“ schimpft das Eichhörnchen keckernd und zuckt ärgerlich mit seinem buschigen Schwanz, „du musst jetzt runter hier, sonst verschläft du noch die ganze Nacht. Dein Bruder und deine Schwester stehen unten und warten auf dich!“.

„Na gut,“ gähnt Mumpf, „ich komm ja schon“, streckt sich aus und lässt sich einfach vom Baum herunterfallen.

Knack… knack…. knack, knack, knack machte es, als er durch die Zweige fällt und mumpf,…….. ….mumpf,…….mumpf………., als er auf dem Waldboden aufschlägt. Seine Geschwister sind schnell zur Seite gesprungen.

Und nun kommen wir zu dem Geheimnis von Mumpf.

Ihr erinnert euch vielleicht, dass ich sagte, die Trolle haben alle die Farbe der Felsen, in denen sie wohnen. Das ist auch richtig, nur für Mumpf, für den gilt das nicht.

Es ist nämlich so, auch Mumpf ist ein Felsentroll, und er sieht auch genauso aus. Im Unterschied zu den anderen jedoch ist er nicht grau, sondern grün. Glücklicherweise nicht hellgrün wie frisches Gras, sondern dunkelgrün gefleckt, so dass er wie ein bemooster Felsbrocken aussieht. Aber eben grün und nicht grau. Auch Mumpf hat zwei dicke Beine und zwei lange Arme, die Haare auf seinem runden Kopf sehen aus wie die Wurzeln kleiner Bäume und auch seine Augen leuchten im Dunkeln, aber: Seine Augen sind grün, nicht gelb und er ist weich wie ein grüner Gummiball. Wenn Mumpf sich bewegt, dann knirscht es nicht und es rumpelt nicht. Nein, es macht:“ Mumpf, mumpf, mumpf“. Darum hat er auch diesen Namen bekommen. Wenn er einschläft, dann bleibt er so weich wie er ist und eben aus diesem Grund kann Mumpf nicht auf dem Boden schlafen, sondern muss sich immer ein Versteck suchen. Weil ihn sonst jemand am Tag entdecken könnte.

So, jetzt kennt ihr das Geheimnis von Mumpf

 Fortsetzung folgt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert